Bei der Kirche handelt es sich um eine frühe Gründung; sie wird 937 erstmals erwähnt und war wahrscheinlich die Mutterkirche der 1072 abgetrennten Christophoruskirche in Ravengiersburg, in deren Besitz sie spätestens 1262 überging. Die dem hl. Rochus geweihte Kirche ist bereits im 13. Jahrhundert als Wallfahrtsstätte bezeugt und besaß während der Pestzeit im späten Mittelalter überörtliche Bedeutung. Zu ihrem Patrozinium dürfte sie jedoch erst Ende des 15. Jahrhunderts gekommen sein, denn der Kult des Heiligen, der als Pestpatron und einer der Vierzehn Nothelfer angerufen wurde, verbreitete sich erst spät in Deutschland.
Von der ehemaligen romanischen Kirche blieb nur der kurze massive Turm weitgehend erhalten. Beim Betreten seines kreuzgratgewölbten quadratischen Untergeschosses taucht man tief in die Bilderwelt des Mittelalters ein. Das Chorgewölbe, die Wände, selbst die Fensterlaibungen und der Chorbogen sind mit Wandmalereien bedeckt.
Die archaische romanische Bilderwelt des Gewölbes verkündet die Größe und Allmacht Gottes. Gezeigt wird in der Mitte der thronende Christus, umringt von vier anthropomorphen Wesen in langen weißen Gewändern. Es sind die vier Evangelisten, die hier als Mischwesen erscheinen, das heißt, die menschliche Gestalt trägt jeweils den Kopf des Symbols. Dies ist der Stier für Lukas, der Adler für Johannes, der Engel für Matthäus und der Löwe für Markus. Das Thema der Maiestas Domini mit den vier anthropomorphen Evangelistensymbolen geht auf eine Vision des Propheten Ezechiel (Ez 1,1) zurück, deren früheste bildliche Vergegenwärtigungen sich in der iberischen, insularen und französischen Kunst finden. Umso ungewöhnlicher ist daher die Tatsache, dass sich gerade dieses Motiv, das während des gesamten Mittelalters sehr selten bleibt, in Sargenroth, und dies auch noch als monumentale Fassung, im Gewölbe findet.
Die Ausmalung der Spätromanik, die in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu datieren ist, wurde in der Gotik, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, durch die Bemalung der Wände erweitert. Beherrschendes Motiv der Lebensgestaltung war während des gesamten Mittelalters die Sorge um das Seelenheil nach dem Tod. Daher verwundert es nicht, dass die Darstellung des Jüngsten Gerichts in fast jeder Kirche anzutreffen ist. So zieht sich in der Nunkirche das Weltgericht in epischer Breite, aufgeteilt in zwei Register, über sämtliche Wände des Chorraumes. Gezeigt wird, wie am Ende aller Zeiten die Taten und Verdienste gewogen und die Gläubigen geschieden werden. Den Erwählten öffnet Petrus die Tür zum Paradies, die Verdammten dagegen erleiden die Qualen der Hölle. Nicht nur der Gang dorthin, auch der Ort der Verdammnis selbst wurde gerne recht drastisch geschildert, sollten die Gläubigen doch gemahnt werden, ein gottgefälliges Leben zu führen.
Ein häufig anzutreffendes Bildmotiv ist der an die Säule gefesselte Satan, den man in Sargenroth gleich mit mehreren Ketten bändigen muss. In Entsprechung zu der einst auf der gegenüberliegenden Seite vorhandenen Darstellung der Seelen, die geborgen in Abrahams Schoß liegen, hält der Teufel die nackten, verzweifelten Menschen fest, die der Verdammnis anheimgefallen sind.
Den Chorbogen der Westwand ziert ein schmales Band mit Köpfen. Es sind die zwölf Apostel, als Beisitzer des Jüngsten Gerichts. Sie gehören ebenfalls einer jüngeren Ausmalung an, die mit der des Jüngsten Gerichts gleichzusetzen ist. Die Unterseite des Chorbogens zeigt zudem das Gleichnis der Klugen und Törichten Jungfrauen (Mt 25,1-13). Als ein Sinnbild des Weltgerichtes schließt es sich, ikonographisch gesehen, an die übrige Ausmalung an. Es stellt eine sinnvolle Erweiterung des schon vorhandenen frühgotischen Ausmalungsprogramms dar.
Bemalt wurden nicht nur die Wände, sondern auch die tiefen Laibungen der Fenster. Dort finden sich drei Einzelszenen aus dem Marienleben und der Kindheitsgeschichte Jesu. Sie beginnen auf der nördlichen Laibung mit der Heimsuchung Mariens. Darüber ist die Szene des sogenannten Josefszweifels wiedergegeben. Eine Begebenheit, die im Matthäusevangelium (Mt 1,18ff.) und im apokryphen Protoevangelium des Jakobus (14,1ff.) erwähnt und sehr ausführlich in den mittelalterlichen Marienlegenden behandelt wird. Als Josef entdeckt, dass Maria schwanger ist, zweifelt er an ihrer Treue. Da er, wie es in der Bibel heißt, ein Gerechter ist, möchte er sie nicht öffentlich bloßstellen, sondern in aller Stille verlassen. Im Traum erscheint ihm ein Engel und spricht zu ihm: Was gezeugt ist in ihr stammt vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk erlösen von seinen Sünden. So bleibt Josef Maria treu. In tiefem Glauben und Zuversicht in Gottes Heilsplan erfüllt er seine Pflicht. Als letzte Szene der im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts entstandenen Malerei folgt auf der südlichen Laibung die Anbetung der Heiligen Drei Könige.
Die über Jahrhunderte immer wieder erweiterte Bilderwelt der Nunkirche diente nicht nur ihrem Schmuck, sondern vor allem der Verkündigung der Frohen Botschaft, zugleich aber auch der religiösen Belehrung sowie der Mahnung. In diesem Sinne sind vor allem die Höllenszene und das Gleichnis der Klugen und Törichten Jungfrauen aufzufassen, die den Betrachter ganz eindeutig erinnern: Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
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Gottesdienste
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Nunkircher Markt
Seit mehr als 550 Jahren findet an jedem 1. Dienstag und Mittwoch im September der älteste Markt des Hunsrücks auf den Wiesen rund um die Kirche statt.
Filmgräber
Mit seiner „Heimat“-Trilogie hat Edgar Reitz Filmgeschichte geschrieben. An der Nunkirche kann man an den Gräbern aus „Heimat“ stehen und den Filmfiguren noch einmal seinen Respekt erweisen. Die Gräber sind mit entsprechenden Hinweisschildern markiert, und befinden sich in Richtung Kirche links an der Mauer.
Orchideenpracht
Auf dem Rochusfeld an der Nunkirche, einem der wertvollsten Biotope der Hunsrück-Nahe-Region, blühen im Frühjahr dicht an dicht verschiedene seltene Orchideen, darunter das männliche Knabenkraut.